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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Pazaurek, Gustav Edmund: Unser Bühnenbild und Ernst Stern: eine Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0101

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UNSER BÜHNENBILD UND Maschinerie — man denke nur an die Dreh-
ERNST STERN bühne oder Schiebebühne — und noch mehr

die staunenswerte Vervollkommnung der ganzen
Eine Skizze von Gustav E. Pazaurek-Stuttgart. Beleuchtungstechnik durch den beispiellosen

Aufschwung des elektrischen Lichtes schuf neue
Nirgends wird wohl eine zeitgemäße Losung großartige Möglichkeiten, die von selbst zu
so ernst genommen und so folgerichtig durch- einer gründlichen Reform des nun nicht vornehm-
geführt, als bei uns Deutschen. Wenn einmal lieh auf die Rampenbeleuchtung angewiesenen
der Schlachtruf von der „ästhetischen Kultur" Bühnenbildes führen mußten. Daß die bildenden
allgemein sieghaft widerhallt, so dringt das Künstler, die auch sonst eifrig über neue Pro-
Streben nach künstlerischer Veredelung auch bleme nachdachten, diesen Zeitpunkt für den
in die kleinsten Lebensäußerungen und be- richtigen hielten, ihre Kraft dem Theater zur
mächtigt sich selbst der Speisekarte und des Verfügung zu stellen, ist selbstverständlich.
Vereinsabzeichens, der Briefmarken und der Überall, wo fortschrittliche Bühnenleiter wirkten,
Zigarrenpackung. Und vor den Stufen des bildete sich nun ganz von selbst diese neue
Bühnentempels, der doch selbst der Kunstpflege Allianz, die manchem altgewordenen Theater-
gewidmet ist, sollte die bildende Kunst schüchtern maier und mancher konventionell arbeitenden
halt machen? Theater-Dekorations-Firma recht unbequem sein

Die liebevolle Verschwisterung aller Künste mochte, aber unvermeidlich war. Architekten
ist doch eine uralte Forderung, deren Berech- wie Fritz Schumacher, Maler wie Lovis Corinth,
tigung nicht erst einer Beweisführung oder Max Liebermann, L. Slevogt, ferner Fritz Erler,
Nachprüfung bedarf. Was noch in den letzten Emil Orlik oder Bernhard Pankok, P. Behrens,
hundert Jahren Baukünstler wie K. F. Schinkel Heinrich Leffler, Kolo Moser und Alfred Roller,
oder Gottfried Semper nicht
nur für die Theaterarchitektur,
sondern auch für das Bühnen-
bild getan, bildet ein Gegen-
stück zu dem, was die Dichter
und Komponisten geradezu
von der Bühne fordern. Und
wie wichtig einem Richard
Wagner die Unterstützung
seiner gewaltigen Schöpfungen
durch den Stimmungszauber
des Malers war, dafür ist die
Wandeldekoration im„Parsifal"
sicherlich nicht der einzige
Zeuge. Aber die Geister von
Bayreuth und noch mehr die
seinerzeit überschätzte, heute
ungerechter Weise allzu sehr
verlästerte „Meiningerei" mute-
ten der perspektivischen Illu-
sionsbühne in weitgehender
Darstellungsrealistik doch zu
viel zu. All dies, wie die
krasse Wirklichkeitsmalerei in
den Berliner Armeleutstücken,
geriet doch immer mehr in
Widerspruch mit den sonsti-
gen Zeittendenzen, die immer
stärker nach ausgesprochener
Stilisierung hindrängten.

Inzwischen hatte sich aber
auch die Bühnenbau- und

Betriebstechnik ganz gewaltig /jpjp p^ f^oef.

geändert. Eine ungeahnte
Verbesserung der ganzen skizze „das feuer" („Der blaue vogei") ernst stern

die kunstwelt iii, 3 gj
 
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